Bauwerk

Wohnungsumbau Gloriettegasse
MARTERERMOOSMANN - Wien (A) - 2001
Wohnungsumbau Gloriettegasse, Foto: Manfred Seidl
Wohnungsumbau Gloriettegasse, Foto: Manfred Seidl

Ladylike in Perlweiß

Ein einheitlicher Farbton und ein sorgfältig detailliertes Spiel von Fugen und Flächen bilden den maßgeschneiderten Hintergrund für einen eleganten Dachgeschoßumbau in einem Hietzinger Cottage-Haus.

18. Mai 2002 - Franziska Leeb
Weder Fisch noch Fleisch, sprich weder elegantes Penthouse-Ambiente noch heimeliges Dachbodenflair fanden die Architekten vor, als es darum ging, einen bestehenden Dachgeschoßausbau in einem Hietzinger Cottage-Haus aus den Siebzigerjahren für die Bedürfnisse ihrer Bauherrin umzubauen.

An Wohnfläche mangelte es nicht, wohl aber an Großzügigkeit und Pfiff. Georg Marterer und Thomas Moosmann entschlossen sich daher zu einer gründlichen internen Auffrischung, ohne jedoch die bestehende Dachform zu verändern.

Das von Überflüssigem befreite Volumen kleideten sie mit einer neuen Schicht aus. Sie entschärft nicht nur die Schräge der Dachneigung, sondern übernimmt auch etliche funktionelle Aufgaben, wie Sitzbank oder Stauraum. Die horizontalen Hauptlinien ziehen sich ohne Unterbrechung durch die ganze Wohnung und vereinen die einzelnen Bereiche zu einem fließenden Raumkontinuum von erfrischender Dynamik.

In der gleichen Höhe wie die Bank im Wohnraum schwebt konsequenter Weise die in Stein eingelassene Wanne im Badezimmer oder ein Ladenschrank im Schlafzimmer. Trennwände und raumhohe Türen sind fein säuberlich durch Schattenfugen oder vertikale Spiegelstreifen abgesetzt, und scheinen im Raum zu schweben. Integrierte Leuchtstoffröhren als allgemeine Raumbeleuchtung bilden warm getönte Lichtlinien, die den Schwebeeffekt unterstützen und zusätzlich dynamisierend wirken.


Oberfläche

Die besondere Atmosphäre der Wohnung rührt von einem an sich einfachen, in der Ausführungspraxis aber feinste Justierung und strenge Konsequenz verlangenden, Gestaltungsmittel: einer farblich einheitlichen Oberfläche in dezentem Perlweiß. Teppich-und Kalksteinböden, hochglanzlackierte Holzeinbauten, Bad und Küchenoberflächen sowie Wände und Decken sind in diesem Farbton gehalten. Unterstützt durch die wohl durchdachte Lichtführung erreichten MARTERERMOOSMANN mit diesem restriktiven Nichtfarbkonzept eine elegante Grundstimmung mit ätherischem Touch.

Ein profaner, aber höchst praktischer Nebeneffekt war der Lohn für den gestalterischen Aufwand: Steckdosen und Lichtschalter konnten in der einfachsten, handelsüblichen Variante verwendet werden, die farblich genau passte. Was auf reinweißen Wänden sonst leicht einen billigen Eindruck erweckt, darf hier als stimmiges Detail seine Wirkung entfalten.

„Mit dem Raum arbeiten, den wir haben“, lautete das Leitprinzip bei diesem Umbau, so Thomas Moosmann. Herausgekommen ist eine Raumstruktur, die grundsätzlich als Hintergrund für viele Lifestyles taugen könnte. Durch die gewählten Materialien und Oberflächen ist sie aber exakt auf den Stil der qualitätsbewussten Bauherrin abgestimmt.

Die Monochromie in der Farbe der Perlen war ihr expliziter Wunsch. Aus Erfahrung wusste sie um die großzügige Wirkung einheitlich getönter Oberflächen; hatte sie doch zuvor bereits außergewöhnliche Räume bewohnt, die einmal in Lindgrün und später in Blassblau gehalten waren.


[Für die neue Bühne des Lebens in Perlweiß wurde jede Verspieltheit ad acta gelegt. Sie ist von eleganter Klarheit, gleichzeitig betont damenhaft und wird mit viel gestalterischem Gespür bespielt.
MARTERERMOOSMANN
(Georg Marterer, Thomas
Moosmann), Grinzinger
Allee 50-52/6, 1190 Wien,
Tel. (01) 328 92 70
www.marterermoosmann.com ]

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Elfriede Winkler

Fotografie