Bauwerk
Villa Skywa - Primavesi
Josef Hoffmann - Wien (A) - 1915
14. September 2003 - Az W
Mit der Villa Skywa erreichte die Wiener Architektur und Wohnkultur, kurz vor dem ersten Weltkrieg, ihren absoluten Höhepunkt. Höhepunkt, was den Grad der Ästhetisierung des Lebens und den Einsatz gestalterischer, handwerklicher und materialer Mittel betrifft.
Die Jahre der ästhetischen Revolution, des Auslotens eines „Purismus aus Überfluß“ um die Jahrhundertwende waren endgültig vorbei, es hatte sich in der Wiener Architektur eine Spaltung vollzogen, eine Kluft aufgetan, die unüberwindlich war.
Wenn man bedenkt, dass in nächster Nachbarschaft drei Jahre früher die Villa Steiner und ein Jahr vorher das Haus Scheu erbaut wurden, so ist es auch verständlich, dass zwischen Loos und Hoffmann, zwischen den Repräsentanten eines zeitkritischen und eines genießenden Bürgertums, keine ernsthafte Auseinandersetzung mehr möglich war.
Trotz dieser polaren Stellung zu Loos hatte aber Hoffmann deren gemeinsame Basis nicht verlassen: auch die Villa Skywa ist noch eine Auseinandersetzung mit dem „Englischen Landhaus“ (der Grundriß eine Variante der für Wien neuen Typologie) und deren Architektur eine Biedermeier-Rezeption, freilich gegen den Strich von Zurückgezogenheit und Bescheidenheit gebürstet.Ja sogar das Hineinführen in das Haus hat Verwandtschaft mit dem Loosschen „Erschließungsritual“, zeigt also eine Weiterführung und gleichzeitig Befreiung von antiken (römischen) Traditionen.
Was Loos minimalisierte und komprimierte, breitete Hoffmann in Fülle aus. Man ist heute geneigt, die Hoffmannsche Architektur zwischen 1908 und 1914 durch ihren Hang zu Opulenz und Monumentalität und zu einer fast barocken Sinnlichkeit gegenüber Loos als „traditionalistisch“ abzuqualifizieren. Dies ist bestimmt falsch.
Hoffmann leistete sich wieder einmal die Wiener Dialektik eines „Vorgriffs in die Geschichte“, zeigte seine Distanz zu ihr durch die Verwendung scheinbarer historischer Elemente und deren Transformation: so ist jedes Detail, jede Beziehung der Formen, gar nicht zu reden von der räumlichen Konzeption, neu, in der Architekturgeschichte ohne Beispiel.
Das war auch der Grund der Faszination dieser Bauten und für die Wirkung, die etwa vom gleichzeitig konzipierten Österreich-Haus auf der Kölner Werkbundausstellung ausging.
Man könnte abschließend sagen, daß es sich eben Hoffmann auf Grund seiner unerschöpflichen formalen Erfindungsgabe leisten konnte, eine solche Gratwanderung zu gehen, sich so intim mit der Tradition der bürgerlichen Kultur einzulassen, ohne sich in ihr zu verstricken oder zum Eklektiker zu werden. Das Haus ist seit langem ein Schulungsheim des Österreichischen Gewerkschaftsbundes und hat sich auch, durch die veränderte Nutzung, kleine Änderungen gefallen lassen müssen. (Text: Friedrich Achleitner)
1999 ging die Villa Skywa in den Besitz der Bawag Leasing GmbH über.
Die Jahre der ästhetischen Revolution, des Auslotens eines „Purismus aus Überfluß“ um die Jahrhundertwende waren endgültig vorbei, es hatte sich in der Wiener Architektur eine Spaltung vollzogen, eine Kluft aufgetan, die unüberwindlich war.
Wenn man bedenkt, dass in nächster Nachbarschaft drei Jahre früher die Villa Steiner und ein Jahr vorher das Haus Scheu erbaut wurden, so ist es auch verständlich, dass zwischen Loos und Hoffmann, zwischen den Repräsentanten eines zeitkritischen und eines genießenden Bürgertums, keine ernsthafte Auseinandersetzung mehr möglich war.
Trotz dieser polaren Stellung zu Loos hatte aber Hoffmann deren gemeinsame Basis nicht verlassen: auch die Villa Skywa ist noch eine Auseinandersetzung mit dem „Englischen Landhaus“ (der Grundriß eine Variante der für Wien neuen Typologie) und deren Architektur eine Biedermeier-Rezeption, freilich gegen den Strich von Zurückgezogenheit und Bescheidenheit gebürstet.Ja sogar das Hineinführen in das Haus hat Verwandtschaft mit dem Loosschen „Erschließungsritual“, zeigt also eine Weiterführung und gleichzeitig Befreiung von antiken (römischen) Traditionen.
Was Loos minimalisierte und komprimierte, breitete Hoffmann in Fülle aus. Man ist heute geneigt, die Hoffmannsche Architektur zwischen 1908 und 1914 durch ihren Hang zu Opulenz und Monumentalität und zu einer fast barocken Sinnlichkeit gegenüber Loos als „traditionalistisch“ abzuqualifizieren. Dies ist bestimmt falsch.
Hoffmann leistete sich wieder einmal die Wiener Dialektik eines „Vorgriffs in die Geschichte“, zeigte seine Distanz zu ihr durch die Verwendung scheinbarer historischer Elemente und deren Transformation: so ist jedes Detail, jede Beziehung der Formen, gar nicht zu reden von der räumlichen Konzeption, neu, in der Architekturgeschichte ohne Beispiel.
Das war auch der Grund der Faszination dieser Bauten und für die Wirkung, die etwa vom gleichzeitig konzipierten Österreich-Haus auf der Kölner Werkbundausstellung ausging.
Man könnte abschließend sagen, daß es sich eben Hoffmann auf Grund seiner unerschöpflichen formalen Erfindungsgabe leisten konnte, eine solche Gratwanderung zu gehen, sich so intim mit der Tradition der bürgerlichen Kultur einzulassen, ohne sich in ihr zu verstricken oder zum Eklektiker zu werden. Das Haus ist seit langem ein Schulungsheim des Österreichischen Gewerkschaftsbundes und hat sich auch, durch die veränderte Nutzung, kleine Änderungen gefallen lassen müssen. (Text: Friedrich Achleitner)
1999 ging die Villa Skywa in den Besitz der Bawag Leasing GmbH über.
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig