Bauwerk

Meidlinger Markt WC und Marktplatz
Gerhard Steixner - Wien (A) - 2006
Meidlinger Markt WC und Marktplatz, Foto: Gerhard Steixner
Meidlinger Markt WC und Marktplatz, Foto: Gerhard Steixner
5. Februar 2007 - Az W
Abseits des pulsierenden Wiener Naschmarkts lässt sich der Lebenmitteleinkauf mitunter ruhiger angehen. Der Charme der kleinen Bezirksmärkte wird abgesehen von der Konkurrenz angrenzender Lebensmittelsupermärkte allenfalls dadurch eingeschränkt, dass die Infrastruktur (WC-Anlagen, Müllentsorgung) entweder fehlt oder durch jahrzehntelangen Gebrauch schon etwas gelitten hat.

Im Zuge der Revitalisierung des Meidlinger Marktes wurden gleich mehrere Maßnahmen zur funktionalen Verbesserung getroffen: Nach einem Entwurf von Gerhard Steixner wurde der Marktplatz zur Niederhofstraße hin geöffnet, die Platzoberfläche neu gestaltet sowie eine neue öffentliche WC Anlage mit gedeckten Wartebereich für die Bushaltestelle errichtet, die den den öffentlichen Raum merklich aufwertet. Die Abfallsammelstelle im hinteren Bereich des Marktes stammt von Johann Georg Gsteu und ist als eine Preziose der Mülleinhausung ebenfalls bemerkenswert (gesonderter Eintrag folgt).

Im Gegensatz zur rektangulären Markststandstruktur und zum Raster des Platzbelages ist der freistehende WC-Pavillon ein elliptischer Zylinder, eine Gebäude ohne Ecken und Kanten, ohne eindeutige Vorder- oder Rückansicht. Gerade in diesem Drehmoment erweist er sich als plausibles Verbindungsglied zwischen Markt und Stadtraum, zudem als resistenter gegenüber der üblichen Versiffung öffentlicher WC-Anlagen. Die Doppelfunktion als Bushaltestelle sowie die solid-edle Materialisierung tragen ebenfalls zur Nobilitierung des Ortes (Örtchens) bei. Die beiden Sichtbetonscheiben sind glasfaserbeschichtet, die übrigen Konstruktionsteile (Stahl und Holz) mit (innen teilweise farbig beschichteten) Aluminiumpaneelen bekleidet. Das weit ausgreifende Vordach beschirmt eine freistehende Sitzbank aus Massivholz.
Die „Möblierung“ des öffentlichen Raums ist ja bekanntlich besonderen Belastungen ausgesetzt, und Architektur kann dieser bis zu einem gewissen Grad standhalten. Doch erste Verschleißerscheinungen zeigen sich bereits kurz nach der Eröffnung: Es sieht alles sehr gut aus - aber es riecht schon verdächtig... (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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