Bauwerk

Haus Antel
antel/antel - Ebergassing (A) - 2006
Haus Antel, Foto: Alexander Eugen Koller
Haus Antel, Foto: Alexander Eugen Koller

Die Arche der Architekten

Für sich selbst zu bauen ist für einen Architekten wohl eine der schwierigsten Bauaufgaben. Das Architektenpaar Irene und Christoph Antel erfüllte sich einen jahrelangen Traum: An ein kleines Haus aus den Fünfziger- jahren dockt nun ein moderner Holzbau an.

14. Juli 2007 - Isabella Marboe
Neupischelsdorf ist keine Adresse, die sich zur Gründung eines Architekturbüros aufdrängt. Gerade einmal 80 Einwohner zählt die kleine Ansiedlung, die zwanzig Autominuten südöstlich von Wien in der Weite des niederösterreichischen Flachlandes liegt. Doch ein Architekturbüro in Neupischelsdorf hat einen erheblichen Vorteil: Es gibt kaum Konkurrenz vor Ort. Für die Architekten Irene und Christoph Antel ist die Lage ideal: „Wir kennen die Gegend von Kindheit an, haben hier viele Kontakte und wollten nach der Zeit in Wien unbedingt wieder aufs Land zurück.“

Wo die Aulandschaft der Fischa ins Wiener Becken übergeht, entdeckten die beiden Antels ein unaufregendes, aber schön gelegenes Häuschen aus den Fünfzigerjahren. Sie entschieden sich zum Kauf und beschlossen, das Gebäude für ihre Zwecke zu erweitern. Hier konnten sie zeigen, wie sich ökologisch nachhaltig im Einklang mit Natur und Bestand wohnen und arbeiten lässt - ein perfektes erstes Referenz-Projekt. Eines wusste man von Anfang an: Das Architektenhaus sollte nicht protzen. Mehr als ein Geschoß kam für das eigene Wohn- und Arbeitsparadies daher nicht infrage.

Bauen mit Hochwasser

Den Altbau betrachteten Antel und Antel als bestehende Raumressource. Er blieb, wo er war und birgt nun Lager, Archiv und Haustechnik. Als stiller Zeitzeuge regionalen Bauens bildet er heute die integrative Mitte des Neubaus. Da man sich hier mitten im Überschwemmungsgebiet befindet, musste dafür Sorge getragen werden, dass man auch dann trocken über dem Gelände schwebt, wenn die Fischa wieder einmal aus den Ufern tritt. Daher wurde der Neubau aufgeständert: Sechs Stufen führen auf das erhöhte Betonfundament hinauf.

Bis auf zwei speichermassenwirksame Betonscheiben handelt es sich beim Neubau um ein reines Holzhaus in Niedrigenergie-Bauweise. „Im Vergleich zu Beton oder Stahl ist Holz ein vergängliches Material, bei dem klar ist, dass es eines Tages ausgetauscht werden muss“, sagt Irene Antel, „Holz ist ganz einfach lebendig.“ Und genau das sei das Schöne daran. „Wir wollten zeigen, dass man mit Holz nicht nur rustikal, sondern auch modern und zeitgemäß bauen kann.“ Vom roten Holz-estrich bis zur massiven und sichtbar belassenen Kreuzlagensperrholzdecke ist das Haus eine durchkomponierte Sinfonie an Holzwerkstoffen. Außen ist es mit unbehandelten Lärchenlatten verkleidet, die mit der Zeit grau werden. Innen sind die installationsführenden Holzständerwände mit OSB-Platten und mit Fichte beplankt. Und sogar die Möbel sind aus Holz: Sie bestehen teilweise aus furniertem Sperrholz, teilweise aus massiver Fichte.

Idyll im Innenhof

„Wohnen und Arbeiten wollten wir unbedingt zusammenbringen“, sagt Christoph Antel, „denn wir wollten nicht mit zwei Autos durch die Gegend fahren. Und in die Ortschaft fahren wir sowieso mit dem Rad.“ Die Drahtesel haben sogar ein eigenes profilitverglastes Oval am Parkplatz. Daneben ragt die Büroglasfront einladend auf die Straße. Zwischen dem extrovertierten Arbeits- und dem privaten Lebensraum am Grünen liegt ein Vorraum als neutrale Zone. Als klare Grenze ist an der Kinderzimmerwand ein Innenhof eingeschnitten. Irene Antel: „Ich sitze gern da und schaue in die Landschaft hinaus. Wenn die Ostbahn vorbeifährt, sieht das nachts aus wie eine leuchtende Raupe.“

Der Wohnraum selbst ist ein fließendes Raumgefüge. Unaufhaltsam strebt er dem entgrenzenden Nurglaseck im Nordwesten zu. Am geradlinigen Küchenmöbel mit integrierter Bar gleitet man zum Essplatz. Integrierte Bücherborde und ein Stück Wand an der eingeschnittenen Terrasse schenken dem Essbereich Rückhalt und Intimität. Durch Glasfronten werden Sonnenwärme und Ausblick eingefangen. Ab dann verliert sich das Wohnen in der Natur.

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