Bauwerk
Landeskrankenhaus - Erweiterung
Günter Graß, Anton Kuthan, Erich Gutmorgeth - Feldkirch (A) - 1993
Eine Umgebung zum Gesundwerden
Krankenhaus und Architektur - das ist so eine Sache: Wem dürstet nach Kunst und Schönheit, wenn der Bauch zwickt. Genau falsch: Die Baukunst soll doch dem Menschen dienen und das notwendige Equipment so integrieren, dass es uns nicht dauernd an unser Leid und unsere Abhängigkeit erinnert.
25. April 2002 - Gerd Zehetner
Die Realität ist anders. Krankenhausplanung ist eine Spitzenklasse der Berufsdivision der Planer. Schwierig ist es, den endlosen Vorgabenlisten noch ein bisschen Humor und Feinheit abzutrotzen.
Schwierig ist es, den funktionellen Ansprüchen wie dem Hygienestandard Rechnung zu tragen und trotzdem eine menschenwürdige Umgebung zu schaffen.
Ein Ort der Heilung, des Sich-Zeit-Nehmens für die Regenerierung des eigenen Körpers, der Konzentration auf sich selbst - das könnte ein modernes Krankenhaus sein. Nicht weit entfernt von einem belebenden Hotel, einer entspannenden Kur, ein Erlebnis für die Sinne, das vom eigentlichen Problem ablenkt.
Die Erweiterung des Landeskrankenhauses in Feldkirch, Vorarlberg (Architekten Gutmorgeth, Kuthan und Graß), bietet eine 200 m lange, verglaste Promenade für den für die Genesung so wichtigen Spaziergang mit seinen Sozialkontakten, seien es Ärzte, Besucher oder Patienten. Eine geschwungene Lehmwand begleitet diesen aufregenden Raum und stellt neben ihrer klimatischen Wirkung den so krankenhausfernen Bezug zur „Erde“ da; im hygienischen Ambiente eines Spitals wirkt sie um so seltsamer und elementarer als irgendwo sonst.
Die Umgestaltung der Pavillons im Otto Wagner Spital, in diesem Fall von Ernst Beneder und Anja Fischer, macht aus einer klassischen Anstalt richtige „Gästezimmer“ mit Rücksicht auf Privatsphäre und Ruhe des Einzelnen. Selbst in Mehrpersonenzimmern gelingt dieser Anspruch durch halbhohe Abtrennungen aus Elementen.
Die Kunst der Architekten liegt in der Integration der technischen Elemente in schlichte Möblierungselemente. Die Abhängigkeit unseres Überlebens von der Apparatur wird uns nicht mehr so unmittelbar vorgeführt wie in den Krankenhaus-Raffinerien der früheren Jahre, als der Fortschritt der Technik Aushängeschild der Fassade war. Auch in der Medizin findet ein Rückzug zu den „Basics“, zur Heilung des Menschen statt. Im Gangbereich, der öffentlichen Straße des Patienten, laden Bänke zur Ruhe und Kommunikation ein.
Während hier der umliegende Park die Atmosphäre prägt, ist es im Fall des Medizinzentrums Anichstraße in Innsbruck die Stadt, die über große Fenster ins Gebäude geholt wird. Hier passiert nicht Isolation von der Außenwelt, wie etwa im Allgemeinen Krankenhaus mitten in Wien, sondern Aufenthalt in einem öffentlichen urbanen Bereich mit Innenhöfen, Loggien und Ausblicken. Paul Katzberger und Michael Loudon, nicht gerade Männer übertriebener und vordergründiger Gesten, ließen sich auch hier nicht vom Übermaß an Anforderungen beeindrucken und behandelten das Projekt mit der gleichen Nähe und Sensibilität wie ein privates Projekt.
Kunst am Bau geschieht hier nicht als kalte Installation in einem neonbelichteten Aufenthaltsraum, sondern als ständiger Begleiter und Motivator des Patienten und seines Ärzteteams. Heimo Zobernig zeichnet dafür verantwortlich - keine peinliche Berührtheit beim Krankenbesuch im Resopalzimmer, sondern ein stolzes und würdiges Empfangen der Blumen in der stilvollen Lobby.
Schwierig ist es, den funktionellen Ansprüchen wie dem Hygienestandard Rechnung zu tragen und trotzdem eine menschenwürdige Umgebung zu schaffen.
Ein Ort der Heilung, des Sich-Zeit-Nehmens für die Regenerierung des eigenen Körpers, der Konzentration auf sich selbst - das könnte ein modernes Krankenhaus sein. Nicht weit entfernt von einem belebenden Hotel, einer entspannenden Kur, ein Erlebnis für die Sinne, das vom eigentlichen Problem ablenkt.
Die Erweiterung des Landeskrankenhauses in Feldkirch, Vorarlberg (Architekten Gutmorgeth, Kuthan und Graß), bietet eine 200 m lange, verglaste Promenade für den für die Genesung so wichtigen Spaziergang mit seinen Sozialkontakten, seien es Ärzte, Besucher oder Patienten. Eine geschwungene Lehmwand begleitet diesen aufregenden Raum und stellt neben ihrer klimatischen Wirkung den so krankenhausfernen Bezug zur „Erde“ da; im hygienischen Ambiente eines Spitals wirkt sie um so seltsamer und elementarer als irgendwo sonst.
Die Umgestaltung der Pavillons im Otto Wagner Spital, in diesem Fall von Ernst Beneder und Anja Fischer, macht aus einer klassischen Anstalt richtige „Gästezimmer“ mit Rücksicht auf Privatsphäre und Ruhe des Einzelnen. Selbst in Mehrpersonenzimmern gelingt dieser Anspruch durch halbhohe Abtrennungen aus Elementen.
Die Kunst der Architekten liegt in der Integration der technischen Elemente in schlichte Möblierungselemente. Die Abhängigkeit unseres Überlebens von der Apparatur wird uns nicht mehr so unmittelbar vorgeführt wie in den Krankenhaus-Raffinerien der früheren Jahre, als der Fortschritt der Technik Aushängeschild der Fassade war. Auch in der Medizin findet ein Rückzug zu den „Basics“, zur Heilung des Menschen statt. Im Gangbereich, der öffentlichen Straße des Patienten, laden Bänke zur Ruhe und Kommunikation ein.
Während hier der umliegende Park die Atmosphäre prägt, ist es im Fall des Medizinzentrums Anichstraße in Innsbruck die Stadt, die über große Fenster ins Gebäude geholt wird. Hier passiert nicht Isolation von der Außenwelt, wie etwa im Allgemeinen Krankenhaus mitten in Wien, sondern Aufenthalt in einem öffentlichen urbanen Bereich mit Innenhöfen, Loggien und Ausblicken. Paul Katzberger und Michael Loudon, nicht gerade Männer übertriebener und vordergründiger Gesten, ließen sich auch hier nicht vom Übermaß an Anforderungen beeindrucken und behandelten das Projekt mit der gleichen Nähe und Sensibilität wie ein privates Projekt.
Kunst am Bau geschieht hier nicht als kalte Installation in einem neonbelichteten Aufenthaltsraum, sondern als ständiger Begleiter und Motivator des Patienten und seines Ärzteteams. Heimo Zobernig zeichnet dafür verantwortlich - keine peinliche Berührtheit beim Krankenbesuch im Resopalzimmer, sondern ein stolzes und würdiges Empfangen der Blumen in der stilvollen Lobby.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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