Bauwerk

Einfamilienhaus Böhler
heim.müller.partner - Wolfurt (A) - 2007
Einfamilienhaus Böhler, Foto: Günter Laznia
Einfamilienhaus Böhler, Foto: Günter Laznia

Ziegelstein mit Wasserlade

Frisch gelandet: Das turmartige Wohngebäude steckt wie ein Fels in der Böschung. Schlicht und schnörkellos offenbart das Haus der Heim+Müller Architekten nach außen nicht, welch Luxus innen steckt.

14. November 2009 - Martina Pfeifer Steiner
Schauplatz ist Wolfurt, eine kleine, engagierte Gemeinde in Vorarlberg: Um ein geplantes Investorenprojekt am schönsten Hang in der Ortsmitte zu verhindern, griff die Gemeinde kurzerhand ein und erstand den begehrten Bauplatz selbst. Danach halbierte sie den Grund, definierte enge Baugrundlagen und bot die zwei Parzellen zum Kauf an.

Einer der glücklichen Bauherren für das Traumgrundstück war Thomas Böhler. Er ist Fachmann für Computer- und Netzwerktechnik und arbeitet schon seit längerer Zeit mit den Dornbirner Architekten Heim+Müller zusammen. So geschieht das Naheliegende, der vierte Entwurf gelangt schließlich zur Realisierung.

„Unser Bauherr ist anspruchsvoll, dafür ist er aber auch bereit, sich auf Besonderheiten einzulassen, was seinem Hang zur Extravaganz durchaus entgegenkommt“, resümiert Architekt Michael Heim. Das Ergebnis ist ein Monolith aus Backstein, der vergangenen Mittwoch mit dem Austrian Brick and Roof Award des Verbandes Österreichischer Ziegelwerke (VÖZ) ausgezeichnet wurde. In dieser exponierten Lage war das ewig haltbare Material die erste Wahl. „Faszinierend, wie die drei spezialisierten Maurer aus der Schweiz Ziegel für Ziegel aufschichteten und die Kunst der Fuge beherrschten“, blickt der Bauherr zurück. So perfekt wird es natürlich nur, wenn bis ins letzte Detail konsequent geplant und vorgezeichnet wird.

Selbstbewusst steht der ziegelrote Kubus an der Hangkante. Die freche Auskragung, die wie eine Bauchtasche vor die Südfassade gehängt ist, trägt einen Swimming-pool. Rund 50 Tonnen Wasser werden elegant in Schwebe gehalten. Wenige, jedoch kräftig verankernde Eingriffe in das steile Gelände waren notwendig.

Die Zufahrtsstraße im Osten wird nur von einer schlanken Rampe berührt. Sie erinnert an eine Heubodenauffahrt, an eine Zugbrücke vielleicht. Vom Straßenniveau aus entwickeln sich die drei Ebenen in die Tiefe. „Ganz oben, da ist die schönste Aussicht, und trotzdem sind da keine Fenster“, staunen die Passanten immer wieder. Tatsächlich: Das Büro, gleichzeitig Foyer, hat nur einen schmalen Fensterspalt Richtung Gebhardsberg, die Autos in der Garage hingegen kommen auch ohne Aussicht aus.

Die gläsernen Einschnitte haben's in sich: Durch den Fensterspalt scheint man geradewegs ins Wasser springen zu können. „Dieses Gefühl war uns wichtig, denn vom vorgehängten Pool sollten alle Geschoße profitieren“, sagt der Architekt verschmitzt. Konsequent sind die Badezimmerfenster im untersten Geschoß als Bullaugen ausgebildet. Die Sicht ins blaue Wasser des Pools ist wie auf einem Luxuskreuzfahrtschiff.

In der Mitte liegt das Wasser

Das Highlight spielt sich ohne Zweifel im Mittelgeschoß ab. Der offene Wohnbereich ist allseitig verglast, der Panoramablick gleitet über Terrasse und Wasserfläche nahtlos in die Ferne. Die gläserne Balkonbrüstung tut ihr Übriges. „Wenn ich auf dem Sofa sitze, plätschert das Wasser des Pools an die Scheiben“, stellt der glücklich wohnende Thomas Böhler fest, „in endloser Weite sehe ich über die Wasserkante zum Bodensee.“

Im Wohnzimmer ertappt man den Bauherrn bei seinem Hobby, das gleichzeitig sein Beruf ist: Die komplette Haus- und Mediatechnik kann er von hier aus elektronisch steuern. Die Schaltzentrale ist ein eigens entwickelter Touchscreen, der mit einfachen Bildern und Symbolen überaus bedienerfreundlich gestaltet ist. Temperaturregelung, Regenwasserverwaltung, Alarmanlage und Beleuchtungschoreografie im ganzen Haus werden über ein intelligentes Bus-System angesteuert. Tippt man auf Fernsehen, setzen sich Fensterrollos und Leinwand in Bewegung, während durch ein Klapptürchen der Beamer eigenständig ausfährt. Klug und sparsam ist hingegen das Heizsystem mit Erdwärme. Ein archaischer Lehmofen sorgt zusätzlich für die nötige atmosphärische Gemütlichkeit.

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