Bauwerk
Haus Pi
LP architektur - St. Johann im Pongau (A) - 2008
Kommt Zeit, kommt Patina
Nach außen hin verschlossen wie eine Festung, nach innen offen wie ein Glaspalast. Architekt Thomas Lechner schuf ein Haus im Kupferkleid, das sich perfekt ins Ortsbild und ins Gelände fügt.
24. Januar 2009 - Sabine Lintschinger
In der Architektur ist es wie im Leben. Der zweite Anlauf ist oft der bessere: Der erste Entwurf für das Haus Pi landete prompt in der Schublade. „Die Erhaltung des Altbestandes war zu kostspielig“, erinnert sich Architekt Thomas Lechner und zückte sodann den zweiten Plan, der vorsah, das Haus der Vorbesitzer abzureißen. Lediglich Keller und Garagentrakt blieben auf dem Grundstück, einem Neuentwurf stand also nichts mehr im Wege.
„Nachdem das Haus von der formalen Haltung her ohnehin schon polarisiert“, dachte sich der Architekt in weiser Voraussicht, „sollte keinesfalls eine schreiende Architektur entstehen.“ Bei der Wahl der Fassadenmaterialien ordnete er sich daher dem Ortsbild unter, was von der Bevölkerung allerdings anders verstanden wurde. Das anfangs strahlende Kupferkleid des Hauses brachte die Nachbarschaft, die wilde Assoziationen anstellte und sich an eine Moschee oder Trafo-Übergangsstation erinnert sah, rasch in Aufruhr.
Der Wissensstand um das der Menschheit am längsten bekannte Metall bedarf der Nachhilfe: Kupfer legt schnell eine Patina an und ist durch seine Langlebigkeit eine exzellente und zeitlose Wahl. Auch die Kuppeln barocker Kirchen hatten einst kupfern geglänzt. Beim Haus Pi erzeugt der gestalterische Wechsel mit dem neutralen weißen Eternit ein stimmiges, unverwechselbares Gesamtbild.
Den Wunsch des Bauherrn nach einem Domizil mit größtmöglicher Flexibilität erfüllten die Architekten durch die Wahl der L-förmigen Grundrisses. Dem Begehr nach einem Bezug zwischen Innen- und Außenraum wurde mit viel Glas und einem spielerischen Umgang mit dem Gelände Rechnung getragen: „Wir haben die abgeschrägte Fläche einfach ins Haus gezogen“, erklärt Lechner das Konzept.
Die Schräge teilt den Raum in die oben liegende Küche mit angrenzendem Essbereich und in den unten situierten Wohnbereich, in den die sechsjährige Tochter des Hauses bis dato noch nie über die Stufen gelangt sein soll. Sie nutzt die Schräge als Rutsche. Trotz der Größe des Wohnzimmers und trotz der raumhohen, nahtlosen Verglasung mit Schiebetüren nach außen fühlt man sich im Herzstück des Hauses niemals verloren.
„Architektur muss funktionieren“, sagt Lechner. Dazu gehöre unter anderem auch, dass man eine Terrasse über einen längeren Zeitraum hinweg benutzen kann. Die bauliche Lösung: Das obere Geschoß kragt aus und dient der vorgelagerten Terrasse als Dach. Es beherbergt ein Schlafzimmer mit begehbarem Schrank, Fernblick inklusive.
Zähneputzen im Freien
Das Badezimmer daneben erhielt eine Loggia, die es ermöglicht, das Ritual des morgendlichen Zähneputzens im Freien zu vollführen. Auch zum Auslüften der Kleidung wird die Loggia genutzt. Vorbei am Kinderzimmer gelangt man über die Galerie wieder nach unten oder kann weiter in den Westflügel des Hauses marschieren.
Auffallend ist nicht nur die stilsichere Wahl der Materialien, sondern auch die Ausführung. Der Bauherr schmunzelt verräterisch: „Tja ...“ Der in der Baubranche tätige Unternehmer hat nämlich vieles von den eigenen Leuten anfertigen lassen. Sogar Bügelbrett und Waschmaschine fügen sich in das gestalterische Ensemble und verschwinden in eigens dafür vorgesehenen Räumen - bei 460 Quadratmeter Wohnfläche kein Problem.
Eine kleinen Wellnessbereich gibt es auch, doch entgegen allen Vermutungen befindet sich dieser nicht im Keller, sondern im Obergeschoß. „Wer über Kartoffelsäcke und Bierkisten in die Sauna stolpern muss, wird sie kaum benützen“, erklärt Thomas Lechner den Grund, weshalb die lang ersehnte Dampfkammer so oft zur Rumpelkammer verkommt. Der Bauherr meinte es ernst mit dem täglichen Schwitzgang. Vom Ruheraum aus gibt es einen direkten Zugang nach außen. Dann wird geduscht und in den Pool gehüpft, sofern dies die Temperaturen eines Tages wieder zulassen.
„Nachdem das Haus von der formalen Haltung her ohnehin schon polarisiert“, dachte sich der Architekt in weiser Voraussicht, „sollte keinesfalls eine schreiende Architektur entstehen.“ Bei der Wahl der Fassadenmaterialien ordnete er sich daher dem Ortsbild unter, was von der Bevölkerung allerdings anders verstanden wurde. Das anfangs strahlende Kupferkleid des Hauses brachte die Nachbarschaft, die wilde Assoziationen anstellte und sich an eine Moschee oder Trafo-Übergangsstation erinnert sah, rasch in Aufruhr.
Der Wissensstand um das der Menschheit am längsten bekannte Metall bedarf der Nachhilfe: Kupfer legt schnell eine Patina an und ist durch seine Langlebigkeit eine exzellente und zeitlose Wahl. Auch die Kuppeln barocker Kirchen hatten einst kupfern geglänzt. Beim Haus Pi erzeugt der gestalterische Wechsel mit dem neutralen weißen Eternit ein stimmiges, unverwechselbares Gesamtbild.
Den Wunsch des Bauherrn nach einem Domizil mit größtmöglicher Flexibilität erfüllten die Architekten durch die Wahl der L-förmigen Grundrisses. Dem Begehr nach einem Bezug zwischen Innen- und Außenraum wurde mit viel Glas und einem spielerischen Umgang mit dem Gelände Rechnung getragen: „Wir haben die abgeschrägte Fläche einfach ins Haus gezogen“, erklärt Lechner das Konzept.
Die Schräge teilt den Raum in die oben liegende Küche mit angrenzendem Essbereich und in den unten situierten Wohnbereich, in den die sechsjährige Tochter des Hauses bis dato noch nie über die Stufen gelangt sein soll. Sie nutzt die Schräge als Rutsche. Trotz der Größe des Wohnzimmers und trotz der raumhohen, nahtlosen Verglasung mit Schiebetüren nach außen fühlt man sich im Herzstück des Hauses niemals verloren.
„Architektur muss funktionieren“, sagt Lechner. Dazu gehöre unter anderem auch, dass man eine Terrasse über einen längeren Zeitraum hinweg benutzen kann. Die bauliche Lösung: Das obere Geschoß kragt aus und dient der vorgelagerten Terrasse als Dach. Es beherbergt ein Schlafzimmer mit begehbarem Schrank, Fernblick inklusive.
Zähneputzen im Freien
Das Badezimmer daneben erhielt eine Loggia, die es ermöglicht, das Ritual des morgendlichen Zähneputzens im Freien zu vollführen. Auch zum Auslüften der Kleidung wird die Loggia genutzt. Vorbei am Kinderzimmer gelangt man über die Galerie wieder nach unten oder kann weiter in den Westflügel des Hauses marschieren.
Auffallend ist nicht nur die stilsichere Wahl der Materialien, sondern auch die Ausführung. Der Bauherr schmunzelt verräterisch: „Tja ...“ Der in der Baubranche tätige Unternehmer hat nämlich vieles von den eigenen Leuten anfertigen lassen. Sogar Bügelbrett und Waschmaschine fügen sich in das gestalterische Ensemble und verschwinden in eigens dafür vorgesehenen Räumen - bei 460 Quadratmeter Wohnfläche kein Problem.
Eine kleinen Wellnessbereich gibt es auch, doch entgegen allen Vermutungen befindet sich dieser nicht im Keller, sondern im Obergeschoß. „Wer über Kartoffelsäcke und Bierkisten in die Sauna stolpern muss, wird sie kaum benützen“, erklärt Thomas Lechner den Grund, weshalb die lang ersehnte Dampfkammer so oft zur Rumpelkammer verkommt. Der Bauherr meinte es ernst mit dem täglichen Schwitzgang. Vom Ruheraum aus gibt es einen direkten Zugang nach außen. Dann wird geduscht und in den Pool gehüpft, sofern dies die Temperaturen eines Tages wieder zulassen.
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