Bauwerk
Einfamilienhaus Zwischenraum
franz zt gmbh - Zellerndorf (A) - 2009
Mein Haus hat drei Herzen
Das schwarze Haus in Zellerndorf ist gedrittelt und gestaffelt. Jede der drei Kisten hat ihre eigene Funktion. Das Besondere daran: Um Baukosten zu sparen, legte die gesamte Bauherrenfamilie selbst Hand an.
28. November 2009 - Wojciech Czaja
Martin Diem kann sich noch genau erinnern. Vor genau drei Jahren stand der Polizist draußen in der eisigen Kälte und schraubte Fassadenplatten an die Wand. „Das Timing war verrückt, aber es musste einfach sein“, sagt er, „schließlich mussten wir das Haus vor dem ersten Schneefall winterfest machen.“ Die ganze Familie half damals mit. Selbst Bruder Robert, seines Zeichens planender Architekt, stand auf der Leiter und rackerte sich mit hunderten Quadratmetern von Wärmedämmung, Abdichtungsfolie und Fassadenplatten ab.
„Die Eigenleistung hat bei diesem Projekt viel Zeit in Anspruch genommen“, erinnert sich der Architekt, „insgesamt hat der Bau des Hauses drei Jahre lang gedauert. Das ist länger als bei jedem anderen Einfamilienhaus.“ Die Mühe für die Mitarbeit am Rohbau, an der Fassade und am gesamten Heizungssystem im Haus hat sich dennoch ausgezahlt: „Angesichts der Branchenpreise in den letzten Jahren schätzen wir, dass wir rund 75.000 Euro an Baukosten einsparen konnten.“
Dem Bruder taugt's doppelt. Erstens konnte er auf diese Weise das Fertigteilhaus als einzig leistbare Alternative aus seinem Gedächtnis verbannen. Zweitens stellte sich heraus, dass das individuell geplante Haus am Ende sogar billiger kam als ein vergleichbares Modell von der Stange.
Die maßgeschneiderte Architektur fügt sich ins neue Umfeld der Gemeinde Zellerndorf bestens ein. Einen Katzensprung entfernt steht ein riesiger Getreidesilo, der im Rahmen von „Kunst im öffentlichen Raum“ vom Wiener Künstler Christian Hutzinger einen neuen Look verpasst bekam. Die anonyme Lagerhaus-Architektur wurde übermalt und mit frechen, bunten Kreisen versehen, die nun die Himmelsrichtung weisen und so die Orientierung im flachen Weinviertel erleichtern sollen.
„Da stehen zwei Kunstwerke auf einem Fleck“, schwärmt Bauherr Martin, „da der Turm vom Hutzinger und hier mein Haus.“ Besonders kunstvoll erscheint die Fassade, die je nach Lichteinfall mal schwarz, mal leuchtend hell erstrahlt. Durch das transparente Polycarbonat und die Abdichtungsfolie dahinter entsteht der Eindruck teuren Carbons. Martin Diem: „Die Fassade ist billig und simpel aufgebaut und sieht trotzdem edel aus. Was will man mehr?“
Der eigentliche Reiz des Hauses ist jedoch seine Dreiteilung. „Die meisten Häuser in dieser Gegend bestehen aus Keller, Wohngeschoß und ausgebautem Dachgeschoß“, erklärt Architekt Robert Diem. „Wir haben die Funktionstrennung von Lager und Garage, von Kochen und Wohnen sowie von Baden und Schlafen zwar beibehalten, aber nicht übereinander, sondern hintereinander angeordnet.“
Drei Funktionen, drei Häuser
Verbunden werden die einzelnen Bauteile über einen 30 Meter langen Glasgang. Das hat einen guten Grund: Durch die Trennung der unterschiedlichen Funktionsbereiche zu drei entkoppelten, freistehenden Kisten entstehen nicht nur akustisch eigenständige Zonen im Haus, sondern auch kleine, intime Atrien. „Die Aufenthaltsräume werden in erster Linie über diese Höfe belichtet. Dadurch kann sich das Haus nach außen weitestgehend abschotten. Ich sehe das als Tribut an die Privatsphäre“, sagt Diem.
Jedes Atrium hat seinen ganz eigenen Charakter. Zwischen Wohn- und Schlaftrakt befindet sich ein zehn Meter langer Pool, zwischen Küche und Garagentrakt hingegen liegt für den begeisterten Hobbykoch ein kleiner Gemüsegarten bereit. Daneben wachsen Weinreben in die Höhe. Sie dienen dazu, eines Tages die vollkommen verglasten Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Hausteilen zu überwachsen und in einen schattigen Schleier zu hüllen. „Nächstes Jahr zu dieser Zeit“, sagt der Bauherr, „wird alles zugewachsen sein.“
„Die Eigenleistung hat bei diesem Projekt viel Zeit in Anspruch genommen“, erinnert sich der Architekt, „insgesamt hat der Bau des Hauses drei Jahre lang gedauert. Das ist länger als bei jedem anderen Einfamilienhaus.“ Die Mühe für die Mitarbeit am Rohbau, an der Fassade und am gesamten Heizungssystem im Haus hat sich dennoch ausgezahlt: „Angesichts der Branchenpreise in den letzten Jahren schätzen wir, dass wir rund 75.000 Euro an Baukosten einsparen konnten.“
Dem Bruder taugt's doppelt. Erstens konnte er auf diese Weise das Fertigteilhaus als einzig leistbare Alternative aus seinem Gedächtnis verbannen. Zweitens stellte sich heraus, dass das individuell geplante Haus am Ende sogar billiger kam als ein vergleichbares Modell von der Stange.
Die maßgeschneiderte Architektur fügt sich ins neue Umfeld der Gemeinde Zellerndorf bestens ein. Einen Katzensprung entfernt steht ein riesiger Getreidesilo, der im Rahmen von „Kunst im öffentlichen Raum“ vom Wiener Künstler Christian Hutzinger einen neuen Look verpasst bekam. Die anonyme Lagerhaus-Architektur wurde übermalt und mit frechen, bunten Kreisen versehen, die nun die Himmelsrichtung weisen und so die Orientierung im flachen Weinviertel erleichtern sollen.
„Da stehen zwei Kunstwerke auf einem Fleck“, schwärmt Bauherr Martin, „da der Turm vom Hutzinger und hier mein Haus.“ Besonders kunstvoll erscheint die Fassade, die je nach Lichteinfall mal schwarz, mal leuchtend hell erstrahlt. Durch das transparente Polycarbonat und die Abdichtungsfolie dahinter entsteht der Eindruck teuren Carbons. Martin Diem: „Die Fassade ist billig und simpel aufgebaut und sieht trotzdem edel aus. Was will man mehr?“
Der eigentliche Reiz des Hauses ist jedoch seine Dreiteilung. „Die meisten Häuser in dieser Gegend bestehen aus Keller, Wohngeschoß und ausgebautem Dachgeschoß“, erklärt Architekt Robert Diem. „Wir haben die Funktionstrennung von Lager und Garage, von Kochen und Wohnen sowie von Baden und Schlafen zwar beibehalten, aber nicht übereinander, sondern hintereinander angeordnet.“
Drei Funktionen, drei Häuser
Verbunden werden die einzelnen Bauteile über einen 30 Meter langen Glasgang. Das hat einen guten Grund: Durch die Trennung der unterschiedlichen Funktionsbereiche zu drei entkoppelten, freistehenden Kisten entstehen nicht nur akustisch eigenständige Zonen im Haus, sondern auch kleine, intime Atrien. „Die Aufenthaltsräume werden in erster Linie über diese Höfe belichtet. Dadurch kann sich das Haus nach außen weitestgehend abschotten. Ich sehe das als Tribut an die Privatsphäre“, sagt Diem.
Jedes Atrium hat seinen ganz eigenen Charakter. Zwischen Wohn- und Schlaftrakt befindet sich ein zehn Meter langer Pool, zwischen Küche und Garagentrakt hingegen liegt für den begeisterten Hobbykoch ein kleiner Gemüsegarten bereit. Daneben wachsen Weinreben in die Höhe. Sie dienen dazu, eines Tages die vollkommen verglasten Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Hausteilen zu überwachsen und in einen schattigen Schleier zu hüllen. „Nächstes Jahr zu dieser Zeit“, sagt der Bauherr, „wird alles zugewachsen sein.“
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