Bauwerk

Wohnhausanlage Satzingerweg
königlarch architekten - Wien (A) - 2011
Wohnhausanlage Satzingerweg, Foto: Rupert Steiner
27. Januar 2012 - Az W
Der Entwurf ist in jeweils fünf Stadtvillen („Punkthäuser“) und fünfgeschossige Zeilenbauten gegliedert. Der entstehende Zwischenraum zwischen Punkthäusern und Zeilenbauten bildet den Kern bzw. das soziale Rückgrat der Anlage: Sämtliche angebotenen Gemeinschaftseinrichtungen werden entlang dieser Nord-Süd gerichteten fuß- und fahrradläufigen Erschließungsachse aufgefädelt. Der Weg zur Wohnung soll als Spiel und Kommunikationsbereich genutzt werden, wo man alles sieht oder gesehen werden kann und Anreize zum kurzen Verweilen findet. Hier liegen, neben den Gemeinschafts-, Hobby- und Kinderspielräumen, die attraktiven Waschsalons in Sicht- und Hörweite von Kleinkinderspielplätzen.

Wohnungsmix
Der Wohnungsmix besteht aus Klein-, Mittel- und Großwohnungen in Form von Geschosswohnungen. Darüberhinaus werden flexible, kombinierbare Wohnungstypen angeboten, für Senioren im Erdgeschoss (2-Zimmer Wohnungen mit vorgelagertem Mietergarten). Alle Wohnungen sind zumindest zweiseitig orientiert. Die bis zu 2 m tiefen Freibereiche erstrecken sich meist über die gesamte Wohnungsbreite. Den Wohnungen in den Dachgeschossen werden Dachterrassen vorgelagert. Die Loggiazone aller Bauteile erhält zur öffentlichen Freifläche hin außenliegende Holz-Schiebeelemente. Diese dienen nicht nur als Sonnen- und Sichtschutz, sondern auch dazu, die Privatsphäre auf den Freibereichen sicherzustellen.

Sicherheit und Erschließung
Sämtliche Zugänge und Erschließungsflächen sind allseits einsehbar, natürlich belichtet und übersichtlich. Lichtschlitze führen das Tageslicht in weite Teile der Garage und gemeinsam mit den transparenten Schleusentüren sowie dem Farbleitsystem wird dem Aspekt der Alltagstauglichkeit und Sicherheit Rechnung getragen. Die Allgemeinräume sind an Schnittstellen positioniert, die ständig frequentiert werden müssen, also an Durchgängen oder Stiegenhäusern und so die soziale Kontrolle ermöglichen.

Freiraumkonzept
Zwei Zonen bestimmen den Außenraum: Die westlich anschließende, zentrale und öffentliche Parklandschaft einerseits und die kleinräumlichen, intimen Bereiche innerhalb der Zeilen-Punkt-Struktur. Beide Freiräume fließen ineinander und erfüllen jeweils unterschiedliche Aufgaben mit einem großen, gemeinsamen Ziel: die Förderung sozialer Interaktionen. Geringe Niveausprünge und unterschiedliche Materialien zonieren die Räume. Allen Erdgeschosswohnungen wird ein großzügiger Mietergarten vorgelagert. Um die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Raum unaufdringlich, aber deutlich zu definieren, wird das Mietergartenniveau gegenüber dem anschließenden Grünraum um 60 cm angehoben. Für die Einfassungen der Mietergärten wählten die Architekten niedrige Stützmauern aus Beton. Wenige Monate nach Schlüsselübergabe ist zu beobachten, dass Thujen dort gepflanzt werden, wo hüfthohe Maschendrahtzäune die Mietergärten abgrenzen, wohingegen jene Gärten, die mit den niedrigeren Betonmauern eingefasst sind, frei von Heckenpflanzungen sind. Am Ende ist den Architekten ein Clou mit der niedrigen Einfriedungsmauer geglückt, indem die Mauer den Mietern das notwendige Maß an subjektiver Abgrenzung bereithält und zugleich den Freiraum als zusammenhängende Einheit erlebbar macht.

Maßstäblichkeit als Schlüssel für Identifikation
Die Maßstäblichkeit der Baukörper und die differenzierte Gestaltung der Freiräume führen zu einem hohen Identifikationsgrad mit der Anlage. Das Bebauungskonzept bietet Plätze der Begegnung, Schnittstellen, Treffpunkte, aber auch ruhige Zonen der Kontaktaufnahme. Durch das Angebot an kleinteiligen Strukturen lassen sich leichter nachbarschaftliche Beziehungen aufbauen – eine Grundvoraussetzung für das Gelingen des Projektes. (Text: Architekten, redaktionell überarbeitet Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at