Bauwerk
Schulzentrum Krems
NMPB Architekten - Krems an der Donau (A) - 2011
Parkplatz gefunden, Kinder versorgt
Der neue Schulcampus Krems des Wiener Architekturbüros NMPB vereint auf engstem Raum verschiedene Schulformen mit einer Parkgarage. Ein gelungenes Experiment.
21. April 2012 - Iris Meder
Als die Stadt Krems den Bau eines neues Schulzentrums beschloss, sollte dafür eigentlich das alte Messegelände nahe dem Bahnhof abgerissen und neu bebaut werden. Schließlich besann man sich stattdessen eines als Parkplatz genutzten trapezförmigen Grundstücks noch näher am Bahnhof, zwischen den Gleisen und mehreren bestehenden Schul- und Saalbauten. Die nicht gerade gewöhnliche Kombination von Parkgarage, Kindergarten, Sonderschule, Hauptschule und Polytechnikum in einem gemeinsamen Gebäudekomplex brachte eine, wie sich nun zeigt, bemerkenswert gut funktionierende Nutzungsvielfalt mit sich.
Das durch einen Wettbewerb entstandene Projekt des Wiener Architekturbüros NMPB (Nehrer Medek Pohl Bradić) geht angesichts des beschränkten zur Verfügung stehenden Platzes auf dem innerstädtischen Gelände von einem kompakten quaderförmigen Baukörper aus. Im Schulbereich wurde der Bau außen mit einem grau-beige-farbenen Putz mit leicht unregelmäßiger Oberflächenstruktur versehen. In der erdgeschoßig einspringenden stadtseitigen Ecke des Komplexes liegt der durch die Obergeschoße gedeckte Eingang. Hinter ihm öffnet sich eine zweistöckige Aula mit hellgrauen Sichtbeton-Oberflächen, die auch als Mensa genutzt wird. Tageslicht kommt über die verglaste Decke, über einen erdgeschoßigen überdachten Bereich, der als Freiluftklasse genutzt werden kann, und außerdem vom Pausenhof im Obergeschoß, der auf dem Dach der Turnhalle liegt und von der Aula über eine tribünenartige breite Treppe erreichbar ist. Ein bis auf Erdgeschoßniveau gehender Patio bringt zusätzlich reichlich Tageslicht in alle Bereiche des Gebäudekomplexes. Ein leichter Außenknick der Fassade nach Süden, dem auch die Klassenzimmer folgen, vermeidet durch seine leichte Unregelmäßigkeit eine allzu rigide Orthogonalität des Ganges vor den Klassen, der sich so platzartig zu weiten scheint.
Die Mischung der drei Schultypen, die sich Foyer, Turnhalle und Mehrzweckräume teilen und räumlich zueinander offen und durchlässig sind, war ein Experiment, mit dem die Nutzer heute, ein Jahr nach Inbetriebnahme, sehr zufrieden sind. Dabei wurde konzeptuell und architektonisch auch auf das Miteinander der Schüler gesetzt, zwischen denen Begegnungen und Kontakte gefördert werden sollen. Die Orientierung im Komplex wird erleichtert durch ein grafisches Leitsystem nach einem Konzept von Walter Bohatsch, das die einzelnen Schul- und Nutzungsbereiche nach Farben definiert. In den Treppenhäusern und an den Glastüren sind die grafisch reduzierten Gebäudeaufrisse zu geometrischen Ornamenten gruppiert. Bei den Toiletten leisteten sich die Architekten die augenzwinkernde politische Unkorrektheit, die Mädchen-WCs in Weiß mit Bonbonrosa zu halten – was erwartungegemäß auf Begeisterung seitens der jungen Nutzerinnen stößt.
Bei den Klassenraumgrößen musste man sich am räumlich beschränkten niederösterreichischen Standard orientieren. Zu den Normalklassen kommen dabei teilweise nutzungsoffene Sonderklassen wie ein zum Gang hin verglaster und öffenbarer Raum für unterschiedliche Belegungen, der wie die Turnhalle auch extern genutzt werden kann, und die „Wohnklassen“ des Sonderschulbereichs, in denen Alltagsleben in zwangloser Form vermittelt wird. Das licht- und sonnendurchflutet an einer verglasten Ecke des Baus liegende „Snoezelen-Zimmer“ dient der Förderung sinnlicher Wahrnehmung von psychisch beeinträchtigten Kindern.
In den Klassenzimmern und den Bereichen für das Lehrpersonal herrschen mit Holzoberflächen und naturfarbenen Akustikelementen wärmere Töne vor. Die Architektur bleibt dabei überall im besten Sinne zurückhaltend, sowohl in der einfachen, übersichtlichen Struktur des Gebäudekomplexes wie in der abgetönten Farbigkeit und der schlichten Materialität der Oberflächen mit Sichtbeton für Wände und Decke des Foyers und geschliffenem Estrich für den Fußboden – mit dem bemerkenswerten Effekt einer Unterschreitung der veranschlagten Kosten. Planungs- und Bauprozess verliefen, auch dank der Offenheit der Auftraggeberschaft und der involvierten Schuldirektionen, problemlos. Aufgrund von dreifachverglasten Fenstern mit dunklen Metallrahmen außen und Holzrahmen innen und einer kontrollierten Belüftung in den Klassenräumen hat der Komplex Niedrigenergiestandard. Die durch die kosteneffiziente Planung eingesparten Mittel erlaubten die zusätzliche Anschaffung von Möbeln, die über den Minimalstandard von Schulmöblierungen hinausgehen.
Bahnseitig ist an der dem Schuleingang gegenüberliegenden Ecke des Geländes die Parkgarage erschlossen, die sich mit einer Verkleidung aus grau-beigen Streckmetallgittern optisch so weit wie möglich unsichtbar macht. Im Inneren sind die Parkdecks mit einem zum Konzept von Walter Bohatsch gehörenden Leitsystem nach Persönlichkeiten aus der Kremser Geschichte definiert, deren abstrahierte Porträts die Wände zieren und dabei der Orientierung auf den verschiedenen Ebenen dienen.
Zum südöstlich gelegenen Bahnhof blickt der unabhängig von den Schulen erschlossene kleine Kindergarten. Zwischen ihm und der Schule entwickelt sich eine bepflanzte Hügellandschaft, die von der Landschaftsarchitektin Anna Detzlhofer in Anlehnung an die Weinberge der Wachauer Umgebung gestaltet wurde. Über Rampen führt durch diese Miniaturlandschaft ein Weg auf mehrere Ebenen und schließlich auf das Flachdach, das beim Spielen einen Ausblick auf das nahe Stift Göttweig bietet.
Innen passen sich die Räume mit ihren niedrigen Parapeten den Dimensionen der kleinen Nutzer an. Warme Holztöne schaffen Wohnlichkeit. Hits sind zum einen ein gepolstertes Spiel-Krokodil mit Tunnel, zu dem die Treppe ins Obergeschoß samt dem Raum unter ihr gemacht wurde, und zum anderen die alkovenartigen holzverkleideten Nebenräume, in denen sich Kinder zurückziehen, ja gar verstecken können. Dazu kommen die großen Fenster in Richtung Bahnhof – mit dem Ein- und Ausfahren der Züge als täglich neue Attraktion.
Das durch einen Wettbewerb entstandene Projekt des Wiener Architekturbüros NMPB (Nehrer Medek Pohl Bradić) geht angesichts des beschränkten zur Verfügung stehenden Platzes auf dem innerstädtischen Gelände von einem kompakten quaderförmigen Baukörper aus. Im Schulbereich wurde der Bau außen mit einem grau-beige-farbenen Putz mit leicht unregelmäßiger Oberflächenstruktur versehen. In der erdgeschoßig einspringenden stadtseitigen Ecke des Komplexes liegt der durch die Obergeschoße gedeckte Eingang. Hinter ihm öffnet sich eine zweistöckige Aula mit hellgrauen Sichtbeton-Oberflächen, die auch als Mensa genutzt wird. Tageslicht kommt über die verglaste Decke, über einen erdgeschoßigen überdachten Bereich, der als Freiluftklasse genutzt werden kann, und außerdem vom Pausenhof im Obergeschoß, der auf dem Dach der Turnhalle liegt und von der Aula über eine tribünenartige breite Treppe erreichbar ist. Ein bis auf Erdgeschoßniveau gehender Patio bringt zusätzlich reichlich Tageslicht in alle Bereiche des Gebäudekomplexes. Ein leichter Außenknick der Fassade nach Süden, dem auch die Klassenzimmer folgen, vermeidet durch seine leichte Unregelmäßigkeit eine allzu rigide Orthogonalität des Ganges vor den Klassen, der sich so platzartig zu weiten scheint.
Die Mischung der drei Schultypen, die sich Foyer, Turnhalle und Mehrzweckräume teilen und räumlich zueinander offen und durchlässig sind, war ein Experiment, mit dem die Nutzer heute, ein Jahr nach Inbetriebnahme, sehr zufrieden sind. Dabei wurde konzeptuell und architektonisch auch auf das Miteinander der Schüler gesetzt, zwischen denen Begegnungen und Kontakte gefördert werden sollen. Die Orientierung im Komplex wird erleichtert durch ein grafisches Leitsystem nach einem Konzept von Walter Bohatsch, das die einzelnen Schul- und Nutzungsbereiche nach Farben definiert. In den Treppenhäusern und an den Glastüren sind die grafisch reduzierten Gebäudeaufrisse zu geometrischen Ornamenten gruppiert. Bei den Toiletten leisteten sich die Architekten die augenzwinkernde politische Unkorrektheit, die Mädchen-WCs in Weiß mit Bonbonrosa zu halten – was erwartungegemäß auf Begeisterung seitens der jungen Nutzerinnen stößt.
Bei den Klassenraumgrößen musste man sich am räumlich beschränkten niederösterreichischen Standard orientieren. Zu den Normalklassen kommen dabei teilweise nutzungsoffene Sonderklassen wie ein zum Gang hin verglaster und öffenbarer Raum für unterschiedliche Belegungen, der wie die Turnhalle auch extern genutzt werden kann, und die „Wohnklassen“ des Sonderschulbereichs, in denen Alltagsleben in zwangloser Form vermittelt wird. Das licht- und sonnendurchflutet an einer verglasten Ecke des Baus liegende „Snoezelen-Zimmer“ dient der Förderung sinnlicher Wahrnehmung von psychisch beeinträchtigten Kindern.
In den Klassenzimmern und den Bereichen für das Lehrpersonal herrschen mit Holzoberflächen und naturfarbenen Akustikelementen wärmere Töne vor. Die Architektur bleibt dabei überall im besten Sinne zurückhaltend, sowohl in der einfachen, übersichtlichen Struktur des Gebäudekomplexes wie in der abgetönten Farbigkeit und der schlichten Materialität der Oberflächen mit Sichtbeton für Wände und Decke des Foyers und geschliffenem Estrich für den Fußboden – mit dem bemerkenswerten Effekt einer Unterschreitung der veranschlagten Kosten. Planungs- und Bauprozess verliefen, auch dank der Offenheit der Auftraggeberschaft und der involvierten Schuldirektionen, problemlos. Aufgrund von dreifachverglasten Fenstern mit dunklen Metallrahmen außen und Holzrahmen innen und einer kontrollierten Belüftung in den Klassenräumen hat der Komplex Niedrigenergiestandard. Die durch die kosteneffiziente Planung eingesparten Mittel erlaubten die zusätzliche Anschaffung von Möbeln, die über den Minimalstandard von Schulmöblierungen hinausgehen.
Bahnseitig ist an der dem Schuleingang gegenüberliegenden Ecke des Geländes die Parkgarage erschlossen, die sich mit einer Verkleidung aus grau-beigen Streckmetallgittern optisch so weit wie möglich unsichtbar macht. Im Inneren sind die Parkdecks mit einem zum Konzept von Walter Bohatsch gehörenden Leitsystem nach Persönlichkeiten aus der Kremser Geschichte definiert, deren abstrahierte Porträts die Wände zieren und dabei der Orientierung auf den verschiedenen Ebenen dienen.
Zum südöstlich gelegenen Bahnhof blickt der unabhängig von den Schulen erschlossene kleine Kindergarten. Zwischen ihm und der Schule entwickelt sich eine bepflanzte Hügellandschaft, die von der Landschaftsarchitektin Anna Detzlhofer in Anlehnung an die Weinberge der Wachauer Umgebung gestaltet wurde. Über Rampen führt durch diese Miniaturlandschaft ein Weg auf mehrere Ebenen und schließlich auf das Flachdach, das beim Spielen einen Ausblick auf das nahe Stift Göttweig bietet.
Innen passen sich die Räume mit ihren niedrigen Parapeten den Dimensionen der kleinen Nutzer an. Warme Holztöne schaffen Wohnlichkeit. Hits sind zum einen ein gepolstertes Spiel-Krokodil mit Tunnel, zu dem die Treppe ins Obergeschoß samt dem Raum unter ihr gemacht wurde, und zum anderen die alkovenartigen holzverkleideten Nebenräume, in denen sich Kinder zurückziehen, ja gar verstecken können. Dazu kommen die großen Fenster in Richtung Bahnhof – mit dem Ein- und Ausfahren der Züge als täglich neue Attraktion.
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