Bauwerk

Erneuerung Stelzhamerschule Linz
kirsch zt gmbh - Linz (A) - 2012
Erneuerung Stelzhamerschule Linz, Foto: Hertha Hurnaus
Erneuerung Stelzhamerschule Linz, Foto: Hertha Hurnaus
13. Oktober 2012 - afo
Der Bestand der Stelzhamerschule aus den 1970er Jahren entsprach hinsichtlich Raumangebot, Ausstattungsqualität und den thermisch-komforttechnischen Anforderungen bei weitem nicht mehr den Ansprüchen des Bauherrn im Hinblick auf ein zeitgemäßes,
angenehmes Lernumfeld für junge Menschen. Daher entschloss sich der Magistrat der Stadt Linz / ILG 2008 zur Auslobung eines EU-weit offenen Wettbewerbes, aus dem dieses Projekt als Sieger (1.Preis) hervorging. Ziel war die Sanierung des Bestandes in Kombination mit einer Erweiterung entsprechend den räumlichen Bedürfnissen der Nutzer, auch mit Bedacht auf die Implementierung einer neuen Schulform (Neue Mittelschule) für die Stadt Linz. Der Gebäudekomplex in zentraler Stadtlage umfasst die HS 3 (neue Mittelschule) mit 12 Klassen und 6 Gruppenräumen, Ausspeisungs- und Lehrküche, 2 Normturnhallen, die VS 1 mit 4 Klassen und 4 Gruppenräumen und eine Zweigstelle der Elternberatung. Weiters steht das Gebäude auch externen Nutzern (Sportvereine, VHS) zur Verfügung.
Der Sanierungsanteil im Bereich der HS 3 beträgt ca. 50%, in der VS 1 100%. Im Zuge des Umbaus wurde der alte Turnsaal abgerissen und durch 2 übereinanderliegende Normturnhallen ersetzt, der Baukörper entlang der Figulystrasse entsprechend dem nordseitig erhaltenen Bestand durchwegs 3-geschossig ausgeführt. Die VS 1 wurde thermisch saniert.

Der Entwurf sah die Erhaltung der Tragstruktur des 3-geschossigen Bestandes im Norden des Objektes vor. Nach Süden hin wird der Baukörper der neuen Mittelschule durch das Foyer, die Speisesäle, Klassen- und Gruppenräume und die beiden Normturnhallen durchwegs 3-geschossig ergänzt und mit einer hochwärmegdämmten Hülle als Einheit erlebbar gemacht. Die Volksschule wurde gleichfalls in die durchgehende Gestaltung und Sanierung miteingebunden, um ein homogenes Ensemble zu kreieren. Ziel war die größtmögliche Offenheit und Erlebbarkeit der Umgebung in allen Bereichen der Schule: Ein-, Aus- und Durchblicke ermöglichen dem Nutzer immer eine unmittelbare Orientierung innerhalb des Objektes. „Der Raum als dritter Pädagoge“ (L. Malaguzzi). Die sorgfältige und hochwertige Gestaltung und Detailierung des Ensembles schafft offene, angstfreie, animierende und inspierierende Lern- und Bewegungswelten. Die zentrale Erschließung vermittelt durch geschoßhohe Lufträume zwischen den Geschoßen und dient auch als visuell atmosphärische angereicherte (Oberlicht, Kunst am Bau) Pausenzone. Verglaste Gruppenräume an der Ostseite des Gebäudes öffnen den Blick in den begrünten Innenhof. 2 Normturnhallen (Schwerpunkt: Ballspiel und Mehrzweckhalle) wurden mit unterschiedlichen Farbkonzepten entsprechend den Nutzungsschwerpunkten differenziert. Die städtebaulich wichtige Positionierung am Kreuzungspunkt von Figuly- und Tegetthoffstraße wird durch die Ausbildung gegengleich versetzter Oberlichtbänder markiert.

Eine zentrale Qualität war auch die hochwertige Ausformulierung der räumlich begrenzten Freibereiche, um trotz hoher Nutzungsfrequenz (400 Schüler) einen differenzierten, robusten und angenehmen Freiraum zu schaffen. So werden als Ergänzung zu den Turnsälen im Innenhof die für die innerstädtische Lage so wichtigen Spiel- und Bewegungsflächen (Sportbelag, Street Ball, Klettergerüst) angeboten. Weiters wurde die straßenseitige Vorzone nicht als Abstandsgrün, sondern als niederschwelliger Treffpunkt für Schüler und lokaler Bevölkerung mit entspannten Aufenthaltsqualitäten ausformuliert (Platzerl, Sitzbänke, Bepflanzung).

Kunst am Bau / Visuelles Leitsystem
Als weiterer Aspekt der Wertschätzung für die „Bewohner“ und die gesellschaftliche Relevanz der Nutzung wurde auf mehreren
Ebenen eine künstlerische Gestaltung implementiert:
1_ Kunst am Bau: Objekte / Installationen für die HS 3 (R. Schuster) und VS 1 (J. Poetz)
2_ Fassadenplatten mit dem Text des Art. 26 der allgemeinen Erklärung der Menschrechte (Recht auf Bildung) in 6 Sprachen
3_ visuelles Leitsystem / Grafik: Orientierungssystem / Beschriftung im Erschliessungsbereich + grafische Gestaltung der Turnsäle
(„spielende Kinder“)

Konstruktion
Ertüchtigung des Tragwerks im Bestand (CFK-Lamellen). Neubau in Ortbeton bzw mittels Hohlwänden aus Stahlbeton und
Ferigteilträgern (Turnsäle). Fassade aus vorgefertigten Holzsandwichpaneelen.

HKLS
Kontrollierte Be- und Entlüftung (Quellüftung - integriert in die Stauwand) in den Klassen. HAT- Zentrale im UG und im OG2
(Turnsäle)
Nachtlüftung: angesteuerte Öffnungelemente an der Fassade - Lüftungsklappen über den Türen - öffenbare Oberlichtverglasung im
Erschließungsbereich
Außenverschattung durch sensorgesteuerte, verstellbare Lamellen.

Kommentar des Bauherrnvertreters DI Johannes Stitz / Magistrat der Stadt Linz: „Die Lage des Schulstandortes im innerstädtisch, beruhigten Raum bietet enorme Vorteile. Kurze Wege, mehrere öffentliche Verkehrsanbindungsmöglichkeiten, ein überdurchschnittliches Angebot (Volksschule, Hort in unmittelbarer Nähe, eine Neue Mittelschule mit 2 Turn- oder Veranstaltungssälen), fußläufig in 5 Minuten erreichbares Stadtzentrum und vieles mehr. Der Bauherr war bestrebt, gemeinsam mit dem Planungsteam das Wettbewerbsergebnis weiterzuentwickeln, was auch gelang! Die energietechnischen Vorgaben wurden weit unterschritten (HWB-Bestand vor Generalsanierung ca. 180 kwh/m²a - Jetzt ca. 25 kwh/m²a), eine Lüftungsanlage mit kontrollierter Wärmerückgewinnung, ein Nachlüftungssystem, Solaranlagen und PV- Anlagen waren klare Vorgaben durch den Auftraggeber. Ein begrüntes Dach dient als Verbesserung des Mikroklimas, ein Rückbau der befestigten Parkierungsflächen belässt das anfallende Regenwasser an Ort und Stelle und schafft eine angenehme Örtlichkeit. Durch akustisch notwendige Adaptionen am gesamten Standort, wird den Menschen ein angenehmes Arbeitsumfeld angeboten und nach einigen Wochen Betrieb wird schon von Reduktionen der aggressiven Verhaltensmuster Aller gesprochen. Auch die dezente Farbwahl - mit den Nutzern abgestimmt - trägt zu einer „wohnlichen“ Atmosphäre bei und lässt den Bewohnern Raum zur Selbstverwirklichung!
Die Einbindung der Nutzer und Nutzervertreter im Planungs- und Ausführungsprozess war die Basis für ein gelungenes Ergebnis. Die Kostenvorgaben wurden eingehalten, sogar der Ausstattungsstandard der Neuen Mittelschule wurde auch in der Volksschule umgesetzt. Durch die behördlichen „Vereinfachungsmöglichkeiten“ des Bauens im Bestand, war es möglich, die punktuell über das Ziel hinausschießenden Anforderungen im Neubau in vereinfachter und nicht minderer Qualität umzusetzen. Die besonders gute hausinterne Zusammenarbeit mit den Sachverständigen und Behörden in Sachen Wirtschaftlichkeit sucht ihresgleichen." (Text: Architekten)

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