Erste Aufzeichnungen des Kerngebäudes stammen aus dem 15. Jahrhundert. Das Hauptgebäude wurde vor etwa 200 Jahren um einen Bauteil mit Wirtshaussaal im Obergeschoß erweitert. Seit den 1960er Jahren fanden mehrere Umbauten statt, die das Gebäude seinem ursprünglichen Charakter entfremdeten. Die sanfte, etappenweise Restaurierung des Hauses wurde von Moser und Hager als „Abenteuerreise“ durch die einzelnen Räume angelegt, mit dem Ziel, die Originalsubstanz wiederzuentdecken, historische Elemente freizulegen bzw. wiederherzustellen.

2018 wurde etwa die Hälfte des Gebäudes kernsaniert. Der Saal mit seinen umliegenden Räumen wurde für private Wohnzwecke adaptiert. Die Grundrisse im Obergeschoß wurden in starker Rückbesinnung auf die ursprüngliche Anlage wiederhergestellt. Gewölbe, Bögen, Böden und alte Wandöffnungen wurden komplett rückgeführt. Eine Untersuchung der Putzschichten ließ Wand- und Deckenmalereien aus dem Neobarock erkennen, die freigelegt und fachgerecht restauriert werden konnten.

Jeder Raum erzählt seine Geschichte, hat seinen eigenen Charakter. Die neue Infrastruktur und die Einbauten reagieren auf dieses jeweilige Spezifikum in skulptural-dialogischer Weise. Anstelle von Wänden übernehmen frei positionierte Objekte die räumlichen Trennungen. Türen und Türschwellen treten selbstbewusst in Erscheinung, was die charakterlichen Unterschiede zwischen den Räumen noch betont. Das lebendige Erscheinungsbild der Bestandsmauern kommt durch die Distanzmontage der Türstöcke zur Geltung. Letztere wurden in modern interpretierter Analogie zu den Fensterbögen im Sturz gerundet. Als Reaktion auf die Rundungen der Gewölbe und die Kreise der Deckenmalerei treten etwa Küchen- oder Badschrank als kreisrunde Scheiben in Erscheinung. Geschwungene Nusswände in Schellack-Technik sind als Antwort auf den freigelegten Holz-Kork-Gußboden aus den 1920er Jahren zu verstehen. (Text: ArchitektIn, bearbeitet)