Bauwerk

Wohnüberbauung Ghiringhelli
Oxid Architektur - Bellinzona (CH) - 2020
Wohnüberbauung Ghiringhelli, Foto: René Dürr
Wohnüberbauung Ghiringhelli, Foto: René Dürr
30. August 2022 - newroom
Als Nachverdichtung im „urban sprawl“ zwischen Bellinzona und Giubiasco bilden die drei Ersatzneubauten eine neue Nachbarschaft und verweigern dabei keineswegs den Bezug zum heterogenen Kontext. Ein Stück südlich des Castelgrande vermag der wie zufällig zustande gekommen wirkende Mix aus Ein-, Mehrfamilien- und Reihenhäusern, Gewerbe- und Schulbauten kaum als behagliches Wohnumfeld durchzugehen.
Zur Kantonsstraße hin bindet sich das Projekt mit einer fünfgeschossigen „torretta“ in den bestehenden „complesso residenziale“ der 60er Jahre ein. In der Grundstückstiefe dagegen bezieht sich die dreigeschossige „casa di ringhiera“ (Laubenganghaus) auf den Kontext der suburbanen „villetta a schiera“ (Reihenhaus). Dazwischen ist ein Binnenraum aufgespannt, der die Zugänglichkeit nach allen Richtungen sichert, mit einer hölzernen Überdachung für Fahrräder eine gemeinsame Adresse schafft und mit Kinderspielplatz, Sitzplatz, zumietbarem Gemeinschaftsraum und kleinen Gartenbeeten eine Art Quartiersplatz bildet.
Die bestehenden Tiefgaragen ließen sich in das Projekt einbinden, sie wurden miteinander verbunden, ertüchtigt und mit neuer Rampe und Vertikalerschließungen versehen. Ihre Struktur und die enthaltene Graue Energie konnten somit erhalten bleiben.
Die „casa di ringhiera“ wurde in vorfabrizierter Holzbauweise erstellt und nimmt Bezug auf den in der Lombardei und im Tessin verbreiteten Archetyp der „case a ballatoio“, einer urbanen kollektiven Wohnform mit Laubengängen.
Mit einer umlaufenden, überbreiten Veranda, welche als Erschließung und gemeinschaftlicher Balkon dient, wird dieser Typus neu interpretiert und generiert einen zentralen Hof als Begegnungsort und soziale Mitte.
Die Wohnräume mit raumhohen Verglasungen sind durchgesteckt, die Zimmer liegen allesamt zu den Außenseiten hin. Die Eingangstüren führen jeweils direkt in die Küchenzonen der Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen.
Die raumhaltigen, holzfarben gestrichenen Skelettkonstruktionen der Veranden und Balkone kontrastieren mit den geschlossenen Außen- und Stirnfassaden, welche mit einer vertikalen Schalung verkleidet und silbern vorbewittert wurden.
Dank der Systembauweise geriet das Projekt auch wirtschaftlich nachhaltig.
In der kompakt organisierten „torretta“ werden je vier Kleinwohnungen pro Geschoss über ein zentrales Treppenhaus erschlossen. Das mit satten Farben gestrichene Treppenhaus ist über eine Lichtkanone zenital belichtet. Die vertikal zusammengebundenen Fenster sowie die jeweils an den Ecken angehängten abgerundeten Balkontürme betonen die Vertikalität. Die Balkone orientieren sich an Loggiatürmen, wie sie für die Wohnhäuser des Architekten Roberto Bianconi typisch sind, und schirmen den Straßenlärm ab. (autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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