Bauwerk
Apartmenthaus „Guess Flats“
Heinz Lutter - Bad Gastein (A) - 2000
Erfolgreiche Frischzellenkur
Aus einem ehemaligen Kurhaus vertrieb Architekt Heinz Lutter den Mief der Vergangenheit und schuf ein flottes Apartmenthaus.
7. März 2001
Bad Gastein, einst beliebter Kurort der Reichen, Schönen und Mächtigen hat bereits bessere Tage gesehen. Besucht man den Ort heute, ist vom Glanz der Vergangenheit zwar noch viel zu spüren, ansonsten scheint die Tourismusgemeinde in einen tiefen Dornröschenschlaf versunken zu sein. Leer stehende Hotelruinen und hilflose Restaurierungsversuche verbreiten punktuell leise Lethargie.
Eine architektonische Kur widerfuhr dem ehemaligen Kurhaus Thaler. Das 1927 im Heimatstil errichtete Gebäude liegt etwas außerhalb des Ortszentrums. Nachdem der Betrieb als Kurhaus eingestellt worden war, diente es eine Zeit lang als Billigherberge. Der Wiener Architekt Heinz Lutter hat nun dem Haus neues Leben eingehaucht, wobei es nicht ganz einfach war, in der vorhandenen Struktur achtzehn qualitätsvolle Apartments unterzubringen. Um den Umbau wirtschaftlich sinnvoll zu bewerkstelligen, sollte nämlich so wenig wie möglich am Bestand verändert werden. Es grenzte an Sisyphusarbeit, bei unterschiedlichen Geschoßhöhen, verwinkelten Grundrissen und einem Patchwork verschiedener Bautechniken das Gebäude auf Vordermann zu bringen.
Die bestehende Fassade wurde restauriert und blieb - bis auf zum Teil erneuerte Balkone - so gut wie unverändert. Als Erkennungszeichen der „Guess Flats“ dient das Portal in frischem Lindgrün, ein Farbton, der sich als Logofarbe durch das ganze Haus zieht. Eine stärkere Veränderung erfuhr das Dach. Eine ursprünglich geplante Aufstockung wurde in der eingereichten Form nicht bewilligt. Das ursprüngliche Satteldach wurde daher auf einer Seite weggenommen und durch eine kleinteiligere, von unten kaum wahrnehmbare Lösung ersetzt. Auf der anderen Seite stemmt sich nun eine etwas steilere Dachfläche als wuchtige „Blechscheibe“ gegen den Ort.
Im Erdgeschoß gelangt man direkt vom Windfang in den Frühstücksraum, der dadurch kein abgelegener Raum ist, sondern eher wie ein ganz normales Lokal behandelt wurde. Links, vom Frühstücksraum räumlich nicht getrennt, befindet sich eine kleine Rezeption. Der Stil der Einrichtung wird sich auch in den Zimmern wieder finden: schlichte Tische und Polstermöbel in Dunkelblau, hellgraue Kunststoffstühle und eigens angefertigte, mit dunklem Furnier aus Pupinga-Holz bzw. dunkelbraunen Schalungsplatten.
Von den Zimmern gleicht keines dem anderen. Es gibt kleine und größere Lofts, Mehrzimmer-Apartments und für jede Einheit mussten individuelle Möblierungsvarianten und Badezimmergrundrisse ausgetüftelt werden. Eigens angefertigte Tische folgen dem gleichen Prinzip zweier ineinander geschobener, verschieden hoher Winkel und dienen je nach Größe als Couchtisch, Schreibtisch oder Nachtkästchen. Die kompakte Kücheneinheit kann mit einer transluzenten Klappe verschlossen werden. Die Badezimmertüren bestehen aus lichtdurchlässigen Kunststoffplatten.
Trotz einheitlicher Ausstattungsstandards vermitteln die Zimmer unterschiedliche Stimmungen: In niedrigeren Räumen mit alten, sechsfach unterteilten Fenstern zum Beispiel schleicht sich ein Flair von Sommerfrische ein; andere wiederum, wie die großen Apartments im neuen Dach wirken durch und durch modern und könnten überall beheimatet sein.
Unter den Voraussetzungen und mit einem sehr knappen Kostenrahmen hat Heinz Lutter es geschafft, frischen Wind in das alte Kurhaus zu bringen. Der Spagat zwischen Ökonomie und gestalterischem Anspruch, zwischen Bewahrung der Substanz und modernen Zutaten ist gelungen. Das Projekt könnte Vorbildwirkung für manch andere Belebungsaktion - nicht nur in Bad Gastein - sein.
Eine architektonische Kur widerfuhr dem ehemaligen Kurhaus Thaler. Das 1927 im Heimatstil errichtete Gebäude liegt etwas außerhalb des Ortszentrums. Nachdem der Betrieb als Kurhaus eingestellt worden war, diente es eine Zeit lang als Billigherberge. Der Wiener Architekt Heinz Lutter hat nun dem Haus neues Leben eingehaucht, wobei es nicht ganz einfach war, in der vorhandenen Struktur achtzehn qualitätsvolle Apartments unterzubringen. Um den Umbau wirtschaftlich sinnvoll zu bewerkstelligen, sollte nämlich so wenig wie möglich am Bestand verändert werden. Es grenzte an Sisyphusarbeit, bei unterschiedlichen Geschoßhöhen, verwinkelten Grundrissen und einem Patchwork verschiedener Bautechniken das Gebäude auf Vordermann zu bringen.
Die bestehende Fassade wurde restauriert und blieb - bis auf zum Teil erneuerte Balkone - so gut wie unverändert. Als Erkennungszeichen der „Guess Flats“ dient das Portal in frischem Lindgrün, ein Farbton, der sich als Logofarbe durch das ganze Haus zieht. Eine stärkere Veränderung erfuhr das Dach. Eine ursprünglich geplante Aufstockung wurde in der eingereichten Form nicht bewilligt. Das ursprüngliche Satteldach wurde daher auf einer Seite weggenommen und durch eine kleinteiligere, von unten kaum wahrnehmbare Lösung ersetzt. Auf der anderen Seite stemmt sich nun eine etwas steilere Dachfläche als wuchtige „Blechscheibe“ gegen den Ort.
Im Erdgeschoß gelangt man direkt vom Windfang in den Frühstücksraum, der dadurch kein abgelegener Raum ist, sondern eher wie ein ganz normales Lokal behandelt wurde. Links, vom Frühstücksraum räumlich nicht getrennt, befindet sich eine kleine Rezeption. Der Stil der Einrichtung wird sich auch in den Zimmern wieder finden: schlichte Tische und Polstermöbel in Dunkelblau, hellgraue Kunststoffstühle und eigens angefertigte, mit dunklem Furnier aus Pupinga-Holz bzw. dunkelbraunen Schalungsplatten.
Von den Zimmern gleicht keines dem anderen. Es gibt kleine und größere Lofts, Mehrzimmer-Apartments und für jede Einheit mussten individuelle Möblierungsvarianten und Badezimmergrundrisse ausgetüftelt werden. Eigens angefertigte Tische folgen dem gleichen Prinzip zweier ineinander geschobener, verschieden hoher Winkel und dienen je nach Größe als Couchtisch, Schreibtisch oder Nachtkästchen. Die kompakte Kücheneinheit kann mit einer transluzenten Klappe verschlossen werden. Die Badezimmertüren bestehen aus lichtdurchlässigen Kunststoffplatten.
Trotz einheitlicher Ausstattungsstandards vermitteln die Zimmer unterschiedliche Stimmungen: In niedrigeren Räumen mit alten, sechsfach unterteilten Fenstern zum Beispiel schleicht sich ein Flair von Sommerfrische ein; andere wiederum, wie die großen Apartments im neuen Dach wirken durch und durch modern und könnten überall beheimatet sein.
Unter den Voraussetzungen und mit einem sehr knappen Kostenrahmen hat Heinz Lutter es geschafft, frischen Wind in das alte Kurhaus zu bringen. Der Spagat zwischen Ökonomie und gestalterischem Anspruch, zwischen Bewahrung der Substanz und modernen Zutaten ist gelungen. Das Projekt könnte Vorbildwirkung für manch andere Belebungsaktion - nicht nur in Bad Gastein - sein.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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