Veranstaltung
Baustelle: Slowenien
Ausstellung
27. November 2004 bis 9. Januar 2005
Akademie der Künste Berlin
Hanseatenweg 10, Berlin
Hanseatenweg 10, Berlin
Veranstalter:in: Akademie der Künste
Eröffnung: Freitag, 26. November 2004, 20:00 Uhr
Die zweite Natur des Hauses
Eine Ausstellung über die Architektur Sloweniens in Berlin
15. Dezember 2004 - Claudia Schwartz
Farbenfreudig, dann wieder technokratisch- nüchtern, postmodern oder minimalistisch präsentiert sich die Architektur Sloweniens, die derzeit in der Akademie der Künste in Berlin unter dem Titel «Baustelle: Slowenien» zu sehen ist. Da hier keine Vereinfachung passt, taten die Kuratoren gut daran, die Vielfalt und Widersprüchlichkeit zur Geltung zu bringen, statt sie unter ein Motto zu zwingen. Die dreiundzwanzig zwischen 1995 und 2004 realisierten Projekte zeigen auf kleinem Raum einen Reichtum der Positionen, der eine Baukunst im Aufbruch, zwischen Rückbesinnung und Zukunftsvision markiert.
Die in Zusammenarbeit mit der Architekturgalerie Dessa in Ljubljana konzipierte Darstellung der slowenischen Baukunst bildet den sechsten Teil einer Reihe über aktuelle städtebauliche und baukünstlerische Tendenzen aus Mittel- und Osteuropa. Auf die utopischen Entwürfe von Moskauer Architekten folgten die nationalromantischen und postmodernen Tendenzen aus Polen und Ungarn, das kompromisslose Anknüpfen der Prager Architekten an die Weisse Moderne und jenes der Esten an den skandinavischen Funktionalismus. Gemeinsam ist allen die Identitätssuche nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Charakteristisch für die slowenische Architektur der letzten Dekade ist darüber hinaus die spürbare Anlehnung an west- beziehungsweise nordeuropäische Strömungen. Nicht immer ist das Präsentierte allerdings frei von Eklektizismus.
Der minimalistische Umgang mit den Materialien Beton und Holz deutet auf Schweizer und Vorarlberger Vorbilder hin, die Experimentierfreude und Plastizität bei Fassadengestaltung auf Seitenblicke in die Niederlande und nach Skandinavien. Dabei ergeben sich eigenwillige formale Lösungen wie beim strengen langgestreckten Kubus der Union-Brauerei von Aleš Prini in Ljubljana mit seiner Haut aus einer beleuchteten Glasmembran (1999). Die zentrale Lage Sloweniens zwischen Adria, Alpen und Pannonischer Ebene zeigte sich schon zur Zeit von Joe Plenik (1872-1957) offen für Einflüsse. Dem Schüler Otto Wagners und Vater der slowenischen Moderne widmet die Schau in ihrem Auftakt einen knappen, informativen Rückblick, insbesondere, was seine Prägung der Hauptstadt Ljubljana anbelangt. Plenik bildet bis heute den massgebenden Bezugspunkt, wie der Wohnhauskomplex (2001) des Architektenteams Matija Bevk und Vasa J. Petrovi illustriert. Dieser öffnet sich in einem Gartenhof zu Pleniks benachbarter Kirche des heiligen Franziskus und erweist ihr in warmen, zurückhaltenden Farben und bestechender formaler Klarheit die Reverenz.
Zwei Generationen führen heute die Entwicklung an: Vojteh Ravnikar oder Prini vertreten jene, die der Architekturgeschichte der Region in «verdeckter Kontinuität» verbunden sind und sich in den siebziger und achtziger Jahren einen Namen machten. Ravnikars gemeinsam mit Maruša Zorec und Robert Potokar realisierte, geometrisch anmutende Bibliothek in Nova Gorica (2000) sowie ein Wohn- und Geschäftskomplex in Capodistria (1996) sind beispielhaft für einen kritischen Regionalismus: Die Bauten wirken in ihrer Umgebung wie ein Bindeglied und beanspruchen gleichzeitig Eigenständigkeit.
Weiter etabliert sich eine jüngere Generation, die in London oder Amsterdam studiert hat: Das Team Dodd, Glaar, Perovi, Vehovar sucht mit seiner Grundschule in Koevje (2002) eine lokale Verortung, indem es die Umgebung als zweite Natur des Gebäudes durch Ausblicke und Gebäudeeinschnitte in Szene setzt. Zu dieser in die Region eingebetteten Bauweise bildet der international ausgerichtete Stil des Architektenduos Sadar Vuga in seinem formalistischen Spiel mit Volumina einen urban anmutenden Kontrapunkt: in vertikaler, farblich fein abgestimmter Schichtung bei der Industrie- und Handelskammer (1999); eher hart und unnahbar beim völlig schwarzen Baukörper des Arcadia-Lightware-Gebäudes (2000), beide in Ljubljana. Ein schönes Detail dieser Schau sind die biografischen Leuchtkästen, mittels deren die achtzehn Architekten vorgestellt werden.
[ Ausstellung bis 9. Januar 2005. Katalog Euro 12.-. ]
Die in Zusammenarbeit mit der Architekturgalerie Dessa in Ljubljana konzipierte Darstellung der slowenischen Baukunst bildet den sechsten Teil einer Reihe über aktuelle städtebauliche und baukünstlerische Tendenzen aus Mittel- und Osteuropa. Auf die utopischen Entwürfe von Moskauer Architekten folgten die nationalromantischen und postmodernen Tendenzen aus Polen und Ungarn, das kompromisslose Anknüpfen der Prager Architekten an die Weisse Moderne und jenes der Esten an den skandinavischen Funktionalismus. Gemeinsam ist allen die Identitätssuche nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Charakteristisch für die slowenische Architektur der letzten Dekade ist darüber hinaus die spürbare Anlehnung an west- beziehungsweise nordeuropäische Strömungen. Nicht immer ist das Präsentierte allerdings frei von Eklektizismus.
Der minimalistische Umgang mit den Materialien Beton und Holz deutet auf Schweizer und Vorarlberger Vorbilder hin, die Experimentierfreude und Plastizität bei Fassadengestaltung auf Seitenblicke in die Niederlande und nach Skandinavien. Dabei ergeben sich eigenwillige formale Lösungen wie beim strengen langgestreckten Kubus der Union-Brauerei von Aleš Prini in Ljubljana mit seiner Haut aus einer beleuchteten Glasmembran (1999). Die zentrale Lage Sloweniens zwischen Adria, Alpen und Pannonischer Ebene zeigte sich schon zur Zeit von Joe Plenik (1872-1957) offen für Einflüsse. Dem Schüler Otto Wagners und Vater der slowenischen Moderne widmet die Schau in ihrem Auftakt einen knappen, informativen Rückblick, insbesondere, was seine Prägung der Hauptstadt Ljubljana anbelangt. Plenik bildet bis heute den massgebenden Bezugspunkt, wie der Wohnhauskomplex (2001) des Architektenteams Matija Bevk und Vasa J. Petrovi illustriert. Dieser öffnet sich in einem Gartenhof zu Pleniks benachbarter Kirche des heiligen Franziskus und erweist ihr in warmen, zurückhaltenden Farben und bestechender formaler Klarheit die Reverenz.
Zwei Generationen führen heute die Entwicklung an: Vojteh Ravnikar oder Prini vertreten jene, die der Architekturgeschichte der Region in «verdeckter Kontinuität» verbunden sind und sich in den siebziger und achtziger Jahren einen Namen machten. Ravnikars gemeinsam mit Maruša Zorec und Robert Potokar realisierte, geometrisch anmutende Bibliothek in Nova Gorica (2000) sowie ein Wohn- und Geschäftskomplex in Capodistria (1996) sind beispielhaft für einen kritischen Regionalismus: Die Bauten wirken in ihrer Umgebung wie ein Bindeglied und beanspruchen gleichzeitig Eigenständigkeit.
Weiter etabliert sich eine jüngere Generation, die in London oder Amsterdam studiert hat: Das Team Dodd, Glaar, Perovi, Vehovar sucht mit seiner Grundschule in Koevje (2002) eine lokale Verortung, indem es die Umgebung als zweite Natur des Gebäudes durch Ausblicke und Gebäudeeinschnitte in Szene setzt. Zu dieser in die Region eingebetteten Bauweise bildet der international ausgerichtete Stil des Architektenduos Sadar Vuga in seinem formalistischen Spiel mit Volumina einen urban anmutenden Kontrapunkt: in vertikaler, farblich fein abgestimmter Schichtung bei der Industrie- und Handelskammer (1999); eher hart und unnahbar beim völlig schwarzen Baukörper des Arcadia-Lightware-Gebäudes (2000), beide in Ljubljana. Ein schönes Detail dieser Schau sind die biografischen Leuchtkästen, mittels deren die achtzehn Architekten vorgestellt werden.
[ Ausstellung bis 9. Januar 2005. Katalog Euro 12.-. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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