Award
Einmal mehr fährt der Vorarlberger Holzbaupreis eine überreiche Ernte ein. Die Früchte sind einem 50-jährigen, kontinuierlichem Wachstum anzurechnen. Die Zunahme ist an Wirtschaftsdaten messbar, aber auch am gesellschaftlichen und kulturellen Rang. Holzbau wurde zu einem Teil der Vorarlberger Landesidentität - und ihrer Außenwirkung! Der Großteil der Beachtung, die Vorarlbergs Architektur international erfährt, ist dem Holzbau zu verdanken. Die Grundlage dieses Erfolgs ist so schlicht wie selten anzutreffen: nämlich Kooperation statt Konkurrenz, die Zusammenarbeit über traditionelle und mentale Grenzen hinweg, zwischen Wirtschaft und Kultur, konkret zwischen Holzbau und Architektur.
Die aktuellen Einreichungen, von weit gespannten Hallenkonstruktionen bis zu kleinen, feinen Ausbauten, bezeugen eine enorme wirtschaftliche und technische Leistungsfähigkeit, eine bis ans Kunsthandwerk reichende Verfeinerung und höchste Gestaltungskreativität. Und sie zeugen von einem handwerklichen Reifegrad, der kaum noch überbietbar ist.
Wenn eine Entwicklung ein solches Niveau erreicht, dann wird die Arbeit einer Jury vergnüglich, aber nicht leichter. Konnte man vor 20 Jahren Bewerbungen wegen mangelhafter Ausführung oder fehlerhafter Konstruktion ausscheiden, so ist dies heute praktisch unmöglich. Auch die Symbiose, die Handwerk und Architektur eingegangen sind, ist schwer zu toppen, so wie die Vielfalt architektonischer Positionen nicht.
Markiert ein derartiger Höhepunkt zugleich den Endpunkt einer Entwicklung? Einen Wendepunkt allemal! Gefahren sind evident: Wachsamkeit ist gefragt, wenn die Ergebnisse des Holzbaupreises vor allem am Neuigkeitsgrad gemessen werden, wenn Meisterschaft die Grenze zur sterilen Perfektion übersieht, wenn Stil Wohnlichkeit verdrängt, oder die Bemühung um „leistbares Wohnen“ eine neue Form des Armenhauses zu produzieren droht. Es geht um nichts weniger als um den Grad, vor allem die Sinnorientierung des Weiterwachsens. Vorarlberg ist und bleibt ein europäisches Labor des Holzbaus! (Text der Jury: Roland Gnaiger, Marlene Gujan, Tom Lechner)
Auslobungen
Vorarlberger Holzbaupreis