Bauwerk

WHA Bike City / WHA time2live
königlarch architekten - Wien (A) - 2008
WHA Bike City / WHA time2live, Foto: Rupert Steiner
WHA Bike City / WHA time2live, Foto: Rupert Steiner
31. August 2008 - Az W
Wohnbau von seiner sportlichen und von seiner entspannenden Seite: Auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs wurde Wiens erste „Bike City“ errichtet, die auf die Bedürfnisse von radfahrenden Zeitgenossen abgestimmt ist. Nach dem Beispiel funktionierender Themensiedlungen wie etwa der „Autofreien Mustersiedlung“ von Cornelia Schindler und Rudolf Szedenik in Wien-Floridsdorf lag es nahe, auch der oftmals vernachlässigten Bevölkerungsgruppe der Radfahrer im Konzept eines Wohnbaus Respekt zu zollen. Stadtrat Rudolf Schicker und Christoph Chorherr waren schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein themenbezogenes Wohnbauprojekts mit dem Schwerpunkt „Rad und Wellness“ – auf dem an den neuen Rudolf Bednar Park in Wien-Leopoldstadt grenzenden Areal, für das im Herbst 2003 ein städtebaulicher Ideen-Wettbewerb mit dem Thema „Wohnen am Park“ ausgeschrieben worden war, wurden sie schließlich fündig. Für den direkt dem Park gegenüberliegenden Bauteil gingen PPAG als Sieger hervor, für die Parzelle daneben an der Vorgartenstraße/Ecke Walcherstraße königlarch Architekten. Die Gesiba als Bauträger fand an der Bike City-Idee Gefallen, und so wurde ein neues Raumprogramm definiert und in die Planung eingearbeitet. „Im Frühjahr 2005 wurde dieses Projekt unter dem Titel Bike City von Stadtrat Schicker der Öffentlichkeit präsentiert“, erinnern sich königlarch Architekten an die Vorgeschichte des Projekts.

Die Erdgeschosszone der „Bike City“ und des an der Fanny-Minz-Straße gelegenen Bauteils „time2live“ wurde zur Gänze dem Thema Rad und Wellness gewidmet und von einer Wohnnutzung freigehalten. Neben einem Fitnessraum mit Sauna mit Kneippbereich, Solarium und Ruheraum steht den Bewohnern der rund 99 Wohnungen ein Gemeinschaftsraum mit angrenzendem Kinderspiel- und Jugendbereich zur Verfügung. Große Fahrradräume, frei benützbare Werkplätze mit Druckluft- und Wasseranschluss im Freien sind ebenso Teil des Konzepts wie eine Anlaufstelle für Car-sharing. Extra große Transportlifte ermöglichen die bequeme Radmitnahme zu den Wohnungen, deren großzügig dimensionierte und barrierefrei ausbildete Erschließungswege mit Rad-Stellplätzen direkt bei den Wohnungseingängen ausgestattet sind, im Keller gibt es für teurere Gefährte zusätzlich spezielle versperrbare Einzelboxen. Natürlich sind auch Tiefgaragen-Autostellplätze obligater Teil der Bike City, doch das Stellplatzregulativ von 50% setzte einen großen Teil jener Mittel frei, die dem Thema „Rad und Wellness“ zugute kamen und zum Beispiel in die hochwertige Außenraumgestaltung flossen.

Der L-förmiger Baukörper entlang der Vorgartenstraße/Ecke Walcherstrasse, kombiniert mit der kleinen freigestellten Zeile, definiert einen halböffentlichen Wohnhof, der parkseitig und nach Süden hin geöffnet ist. Die geschossweise Überlagerung mit Maisonetten reduzierte den Anteil an Erschließungsflächen. Übersichtliche und vor allem natürlich belichtete Gänge und Stiegenhäuser sorgen für eine freundliche Atmosphäre. Darüber hinaus führen Lichtschlitze und Oberlichtfelder das natürliche Licht bis in die Garage hinab. Alle Wohnungen sind nach Südwesten ausgerichtet – mit Ausnahme der Eckwohnungen im Bereich der Walcherstraße, die nach Südosten weisen. Die außen liegenden Lärchenholzschiebeläden dienen nicht nur als Sonnen- und Sichtschutz, sondern auch dazu, die individuellen „Nutzungsturbulenzen“ auf den Loggien auszublenden. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at